Ich habe versprochen, immer wieder auf das Thema Unlearning zurück zu kommen. Eine ganz grundlegende Änderung unseres Glaubens hängt mit unserem Verständnis von der Schöpfung zusammen.
Dass die Welt nicht von allein so ist, wie sie ist, das ist für gläubige Menschen eine zentrale Erkenntnis. Sie, das heißt, wir glauben, dass ein Gott alles erschaffen hat. Dieser Gott muss also irgendwie außerhalb dieses Universums sein, größer und so beschaffen – nein, das klingt ja, als wäre Er selbst geschaffen …
Gott ist anders, aber wie!?
Paulus schreibt im Römerbrief: “Denn was Menschen von Gott wissen können, ist ihnen bekannt, er selbst hat es ihnen vor Augen gestellt. Denn seine unsichtbare Wirklichkeit, seine ewige Macht und sein göttliches Wesen sind seit Erschaffung der Welt in seinen Werken zu erkennen. …” (Röm 1,19-20, NeÜ)
Was wir von Gott wissen, hat zweierlei Ursprung:
- Wir sehen an der Schöpfung, wie Gott ist, und in welcher Weise Er handelt.
- Gott lässt uns etwas über sich erkennen durch direkte Offenbarung, die wir dann anderen weitergeben.
Wir können Gott nicht direkt ‘wissenschaftlich’ untersuchen – wohl aber, was Er gemacht hat, die Schöpfung, in ihrer Vielfalt.
Wir können auch Offenbarung nicht wissenschaftlich beurteilen, weil in ihr etwas aus einer höheren Dimension zu uns kommt. Aber wir können rückfragen und diesen lebendigen Gott bitten, uns mehr zu erklären.
Wir brauchen also sorgfältige Wissenschaft und vertrauensvollen, direkten Kontakt zu Gott.
Missachten wir das eine oder das andere, dann kommen wir ins Schleudern. Beides aber wächst über die Länge der Zeit immer mehr an. Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten exponentiell, die Beziehung im Leben des Einzelnen eher still und stetig.
Geschichte des Schöpfungsglaubens
Durch viele Jahrhunderte erschien uns die Schöpfung überaus statisch. Geschaffen und einem gewissen Verfall preisgegeben. Wir sahen, wie Berge und Felsen verwittern und Flüsse sich tiefer in die Erde eingraben. Und es hat lange gedauert, bis wir wahrgenommen haben, dass Berge auch wachsen und Kontinente sich bewegen – etwa so schnell, wie unsere Fingernägel wachsen.
Mit der Zeit haben wir auch entdeckt, dass am Boden von Seen jährliche Ablagerungen über tausende von Jahren wachsen oder das Eis auf Grönland und in der Antarktis ebenfalls solche Jahresschichten hat. Noch vor 100-200 Jahren hatten wir als gesamte Menschheit keine Ahnung davon. Darum konnten wir uns eine Schöpfung in sechs irdischen Tagen irgendwie vorstellen. Heute ist es sehr schwer, diese Vorstellung aufrecht zu erhalten.
Aber was bedeutet das für unsere Erkenntnis Gottes?
Viele Jahre haben sich entschieden gläubige Christen gegen die Idee einer langsamen Entwicklung der Schöpfung gewehrt. Es sah so aus, als würde dadurch Gott überflüssig und der Glaube an Ihn historisch überholt.
Nun kommt uns immer mehr ins Bewusstsein, dass wir hier noch einmal besser auf Paulus hören sollten. Genau daran können und sollen wir das Wesen Gottes erkennen. Es geht nicht darum, Ihn in Frage zu stellen, sondern Sein Handeln und Seine Absichten tiefer zu verstehen.
Und hier gilt die Warnung, dass wir uns nicht von vorläufigem Wissen die Augen verdrehen lassen. Es ist sehr schwer, einmal Erkanntes liegen zu lassen, um uns ganz neu der Wirklichkeit zuwenden zu können. Vor allem, wenn damit auch Gedanken über den christlichen Bereich ins Wanken kommen können. Doch darüber später mehr.