Das biblische Welt- und Menschenbild

„Biblisch“ kann nicht heißen, dass es das Weltbild jedes einzelnen Schreibers der biblischen Bücher wäre. Es muss größer sein als das. Kein Mensch hat je das volle biblische Weltbild gehabt. Auch wir heute können es nur in groben Zügen als Ganzes erkennen, hier und da im Detail mögen wir etwas genauer sehen. Doch das Ganze ist zu groß.

„Biblisch“ muss wohl heißen, dass es in Gottes Augen wahr ist.

Ich sehe vor mir den Winzling Mensch im großen Kosmos, der versucht, die Welt und sich selbst zu verstehen. Möge es ihm gelingen, diese wunderbare Welt in Wahrheit zu verstehen. So wie sie Gott gegenüber ist.

Auf der anderen Seite „sehe“ ich Gott, der das Universum in SEINER Hand hält und den Galaxien zuschaut, wie sie sich drehen und bewegen, wie Sterne entstehen und explodieren, wie Energien und Massen einen unbeschreiblichen Tanz aufführen, und mitten in dem Brodeln eine Menschheit, die nicht weniger agil ist. (Ja, es ist Tanz und Brodeln, je nachdem, ob wir im Gleichklang mit Gott sind oder nicht!)

Eins der Menschlein bin ich selber und wirbele mit. Wie soll ich da ein ganzes und wahres Welt- und Menschenbild bekommen? (Tanze ich mit oder brodele ich vor mich hin?)

Gott schenkte uns die Bibel, in Worte gefasste Schöpfungs- und Heilsgeschichte. Zeugnis von SEINEM Wirken und unseren Wegen. Jedes Kapitel sagt Wahres aus und ist doch nur eine Andeutung der viel größeren Herrlichkeit Gottes.

Zur Zeit der Entstehung wussten die Menschen noch wenig von der Erde und den Gestirnen. Die Zahl der Sterne, die Abraham nicht zählen konnte, war so gering im Vergleich zu den Bildern, die uns die Astronomie inzwischen gezeigt hat. Dennoch erfuhr Abraham Wahrheit, während ein Astronom ohne Gott einer gewaltigen Täuschung aufliegt.

Biblisch ist unser Weltbild, wenn es Gott in der Mitte sein lässt und als den erkennt, der die Welt in Händen hält. Doch die Bibel ist nur das eine Buch, das uns Gott zu lesen gab. Auch die Schöpfung Seiner Hände dürfen wir lesen, zusammen mit der Schrift. Und beide werden uns lehren, unser kleines Leben vor IHM zu gestalten.

Und zwischen beiden Büchern besteht kein Widerspruch, denn beide kommen von Gott, der nicht lügt.

Zu Abrahams und Jesu Zeit war die Erde im Mittelpunkt der Welt. Später erkannten wir, dass die Erde um die Sonne kreist, und wir glaubten, die Sonne wäre die Mitte. Und da glaubten viele, dann könne die Bibel ja nicht wahr sein.

Jahrhunderte lang bestand kein Zweifel daran, dass Gott in 6 Tagen die Welt erschuf. Nun fanden wir, dass da draußen Welten sind, deren Licht seit Milliarden von Jahren unterwegs ist, ehe wir sie sehen können. – Wie kann dann die biblische Erzählung stimmen? Wieder kommen Zweifel auf, für viele als klares Indiz, dass die Bibel keinen Sinn haben kann.

Doch die Wissenschaft hat immer mehr dazu gelernt. Heute wissen wir, dass sehr wohl die Erde und die Sonne jeweils für sich als Bezugspunkt für die ganze Welt zu sehen sind. Alles kann relativ zu allem anderen gesehen werden. Für das Leben auf der Erde genügt es, Tag und Monat anhand der uns umkreisenden Gestirne, Sonne und Mond, zu bestimmen. Es würde uns nur verwirren, wenn wir die gemeinsame Schlangenlinie, die wir mit dem Mond um die Sonne beschreiben, für unsere Zeitrechnung benutzen wollten.

Auch weiß die moderne Kosmologie, dass Zeit und Raum gar nicht so klar sind, wie sie sich in unserem Menschenleben darstellen. Warum sollen 6 Tage Gottes nicht in unseren Augen sich über 13.700.000.000 Jahre oder mehr erstrecken?

Natürlich kann die beobachtende Wissenschaft, die, was das Weltall angeht, einzig und allein auf optische und elektromagnetische Wellen angewiesen ist, nichts über die unsichtbaren Dinge aussagen. Wobei zum Einen das Licht selbst eine elektromagnetische Welle darstellt, und zum Andern sehr wohl auf Unsichtbares geschlossen werden kann, wie etwa auf dunkle Materie, dunkle Energie und schwarze Löcher.

Das erste was Gott ins Dasein rief, war Licht, oder umfassender gesagt, elektromagnetische Wellen, im Gegensatz zu deren Abwesenheit. Und bis heute sind diese Wellen das Einzige, was uns mit dem Kosmos verbindet. Jenseits des winzigen Orbits, den unsere Satelliten erreichen können, steht uns nichts zur Verfügung, außer diesen Wellen. Das gesamte Universum begegnet uns ausschließlich in Form dieser Wellen – und welch faszinierendes Bild stellt sich uns dabei dar!

Darin besteht keinerlei Widerspruch zwischen der Bibel und moderner Naturwissenschaft. Wir müssen nur lernen, deren beide Sprachen recht zu übersetzen.

Was die Bibel über Gott und die Geschöpfe über dem Himmel, ‘εν τοις επουρανιοις’, schreibt, das ist mit elektromagnetischen Wellen nicht zu erfassen. Hier sind wir allein auf das Buch der Schrift angewiesen.

Biblisches Welt- und Menschenbild schließt demnach das wahre Bild wissenschaftlicher Beobachtung mit ein. Umgekehrt weiß wahre Wissenschaft, dass sie nichts dazu sagen kann, was über ihre messbaren Erkenntnisse hinausgeht.

Also vergessen wir bei all unseren Überlegungen und Betrachtungen nicht, dass wir als Winzlinge im Weltall nur einen winzigen Ausschnitt von Gottes Schöpfung erkennen und benennen können. Doch das ganze Weltall und die ganze unsichtbare Welt umgeben uns und wirken auf uns ein, ob wir wollen oder nicht. In diesem Sinne ist jeder für sich, der Mittelpunkt seiner Welt.

Letzte Änderung: 19. November 2020