Sechster Schöpfungstag: Gott schafft die Tiere der Erde, jedes „nach seiner Art“ und das ist gut so. Aber dann kommt ein neuer Gedanke und eine neue Ausdrucksweise. Gott hat einen Wunsch und spricht zu sich selbst, ER möchte etwas schaffen, das über alles vorige hinausgeht. Menschen, „nach dem Bilde Gottes“ – eben nicht wie die Tiere nach ihrer eigenen Art. Nicht nur ein Ausdruck der Kreativität Gottes, sondern eine Art Selbstportrait.
Ich bin kein Künstler, doch ich versuche, mich in einen Künstler hineinzudenken, der sich selbst malen, einen Ausdruck seiner selbst schaffen möchte. Aber wahrscheinlich kommt das bei Weitem nicht an das heran, was Gott bei der Erschaffung des Menschen empfand und beabsichtigte. Überhaupt ist Gottes Handeln so außerhalb unserer Erlebens-Welt, so jenseits all dessen, was wir kennen können.
Und doch: In diesem einen Satz gründet sich unsere ganze Verwandtschaft mit Gott, unserem Schöpfer:
„Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei …“
1. Mose 1,26a
Wenn wir nur so viel wüssten, müssten wir uns aufmachen, diesem GOTT zu begegnen! Wir müssten den suchen, der uns gemacht hat und dem wir so ähnlich sein sollen. Wie ein adoptiertes Kind, das seine wahren Eltern sucht. Es wäre eine Art Heimweh, die uns zu IHM treiben würde. Und wenn ER ist, wie ER beschrieben wurde, würde ER unser Heimweh nicht unerfüllt lassen.
Oder gibt es da etwas, das unser Heimweh ersticken konnte? Sind wir wie Kinder auf der Flucht, denen die Erinnerung an die Heimat unterwegs vertrocknet ist?
„Selig sind, die das Heimweh haben,
Heinrich Jung-Stilling
denn sie sollen nach Hause kommen!“
Letzte Änderung: 10. Mai 2020