Archiv der Kategorie: Bibel / Geistliches Leben

Verheißungen fürs Leben

Impuls bei „Mein Wochenende mit Gott“

Wie können wir Verheißungen im Zusammenhang lesen?

Abschrift durch turboScribe.ai

Eingangsgebet

Jesus, es ist so ein unbegreifliches Geschenk, dass du uns einlädst, dass wir zu dir kommen und mit dir gehen dürfen, dass du uns dieses Wochenende schenkst zur Gemeinschaft in dir und miteinander. Und so bitten wir dich, dass du jetzt in dieser Stunde unter uns bist, zu uns redest, uns aufbaust, auch zurechtrückst, uns weiterbringst. Wir danken dir, du bist da, dein Heiliger Geist leitet uns und dein Blut schützt uns ab. Dir sei alle Ehre. Amen.

Gestern Abend beim Abendessen musste ich ein bisschen erzählen, wie ich so zum Glauben kam. Ganz kurze Blitzgeschichte. Ich bin geboren in einer kirchlich geprägten Familie, wo das Wort Gottes und Gebet eine Rolle spielte. Aber irgendwann muss man ja anfangen, richtig selber konkret mit Jesus zu gehen. Als mit 17 meine Freundin sagte: „Du wir sind zu jung, wir gehen auseinander“, da brach meine Welt zusammen und ich sagte: „Jetzt werde ich Christ!“ Und ein paar Tage später war ich bei einer Evangelisation mit Billy Graham. 1970, also 54 Jahre her. Ich ging dann auch nach vorn, habe da eine Entscheidung für Jesus öffentlich kundgetan. Dann war da ein Seelsorgehelfer, der mit mir redete hinter der Leinwand. Das war die erste Großbildübertragung damals. Und irgendwie kam da auch die Sprache darauf, dass man eine Verheißung braucht, auf die man seinen Glauben bauen kann. Ja, das war für mich relativ klar:

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Johannes 6, 37b

Und mit diesem Wort habe ich etliche Jahre gelebt. Auch in der Bruderschaft noch. Es war immer wieder die Frage: Bin ich wirklich bekehrt? Ist das alles? Habe ich wirklich schon das erreicht, was ich soll? Ja, ihr kennt vielleicht diese Fragen.

Und immer wieder war dieses Wort, Wer zu mir kommt, den stoße ich nicht hinaus. Ich weise dich nicht ab, wenn du zu mir kommst, auch wenn es noch so halblebig und vorläufig und oberflächlich im Moment aussieht. Du hast bei mir einen Platz, ich stehe zu dir.

Ich finde es unheimlich wichtig, dass wir einen Anker haben, an dem wir unseren Glauben festmachen können. Etwas, wo wir wissen, ja, Gott hat es so in seinem Wort ausgesagt, und da darf jeder/jede dafür beten, glauben, suchen, darüber reden, bis er/sie so ein Wort hat, wo er sagt, ja, ich weiß, das Wort gilt für mich.

Das ist meine Hoffnung, dass da, wo das vielleicht noch nicht so ganz klar ist, an diesem Wochenende, ihr so ein Wort ins Herz bekommt. Ein Wort, an dem ihr euch festhaltet, egal wo es drunter und drüber geht. Das ist das Vorrecht der Jugend, sich auf ein Wort so zu stürzen und gar nicht einmal groß nachzufragen, was ist rundum. Nur werdet ihr hoffentlich dann weiter wachsen.

Ich habe extra eine alte Lutherbibel mitgebracht, da sind nämlich etliche Bibelworte fettgedruckt, unter anderem das, was ich als meine Verheißung habe. Ganz großartig, findet man ganz schnell, aber es verleitet auch dazu, dann nur das Wort rauszupicken. Davor steht auch eins, „Ich bin das Brot des Lebens, wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“

Jetzt steht noch eins: „Wer glaubt, der hat das ewige Leben.“ Aber all das zwischen drin, bleibt dann erst einmal im Hintergrund. Meine Herausforderung für euch heute früh: Fangt an, von eurem Wort aus in die Bibel hineinzusteigen. Von da aus weiterzulesen, davor, dahinter. Und ich kann euch sagen, dieses Kapitel, Johannes 6, aus dem meine Verheißung stammt, das ist ein unheimlich spannendes Kapitel. Ich skizziere das ganz kurz, es wäre eine Botschaft für eine ganze Rüstzeit.

Es fängt damit an, dass Jesus sich mit seinen Jüngern zurückziehen will. Er geht über den See Genezaret rüber, und das Volk sieht es und geht hinterher. Also Jesus sieht das Volk kommen, weiß, dass sie Hunger haben, und dann fragt er seine Jünger, was machen wir mit denen? Können wir die ungegessen fortlassen? Dann gibt es ein Gespräch, und dann kommt als nächstes die Brotvermehrung, wo Jesus 5.000 Leute speist, und wieder zieht Jesus sich zurück. Er geht allein auf den Berg. Die Jünger merken, Jesus ist nicht mehr da, und fahren über den See mit dem Boot. Plötzlich kommt Jesus mitten im Sturm über das Wasser. Und dann sind sie sofort am Ufer.

Ganz kurze Sätze, die ganz viel aussagen, wo man stundenlang mit dem Herrn drüber reden kann: Ja, was war das eigentlich, worum ging es dir? Du wolltest dich zurückziehen. Dann kam das Volk, hat dich wieder herausgefordert. Schließlich kommt das Volk nach, und Jesus sagt ihnen dann: „Ich bin das Brot des Lebens, wer zu mir kommt, den wird nicht hungern.“

Und damit endet es aber nicht. Ganz am Schluss ist dann die Geschichte, wo die Leute sich drüber aufregen, dass Jesus sagt, wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat ewiges Leben. Und dann gehen viele zurück, und Jesus fragt seine Jünger, wollt ihr auch weggehen? Und dann sagt der Petrus, „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir haben geglaubt und erkannt, du bist der Heilige Gottes.“ Das steht alles um diese eine Verheißung herum, die mir so wichtig war, die mich jahrelang immer wieder durchgetragen hat. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“

Aber direkt davor kommt noch ein ganz eigenartiges Wort, was nochmal eine Stufe tiefer führt. Jesus sagt zu dem Volk: „Aber ich habe euch gesagt, ihr habt mich gesehen und glaubt doch nicht. Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir. Und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Irgendetwas ist da noch mit dem Vater, der uns seinem Sohn gibt. Das ist ein Geheimnis, dem wir nicht nachspüren können. Das darf uns auch trösten, wenn manch einer im Moment noch nicht zu Jesus kommt. Aber wir dürfen beten, dass der Vater ihn sieht, dass Er ihn erkennt, dass Er an ihm arbeitet und er das Wort auch erfährt. Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.

Es geht dann auch weiter, „denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“ Durch ein Bibelwort komme ich hinein in diese Gemeinschaft zwischen Jesus und dem Vater. Ich merke plötzlich, da ist viel mehr hinter meinem kleinen Leben, über meinem kleinen Leben, als ich im Moment merke. Aber keine Angst, das ist nicht das, womit wir anfangen müssen. Wir fangen an mit dem Wort, ja, wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Das gilt, aber es lädt ein, tiefer in die Gemeinschaft mit Jesus zu kommen.

Ich habe noch ein fettgedrucktes Wort überschlagen aus diesem Kapitel. Es geht nämlich darum, was sind denn eigentlich die Werke Gottes, die wir tun müssen? Und da sagt Jesus, „Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ Es geht immer tiefer, es geht einzig und allein darum, dass wir diese Glaubensverbindung mit Jesus wirklich leben.

Aber es fängt an mit einem klitzekleinen ersten Schritt. Wann der zweite kommt, kann jeder selber mit dem Herrn spüren. Aber geht einen Schritt um den anderen weiter.

Aufgabe für die Kleingruppen

Und wir haben heute Vormittag für euch eine Aufgabe. Ich soll ja einen Impuls halten, keine Bibelstunde und schon gar kein Studium. Kurz und bündig. Wir haben uns drei Verheißungen rausgesucht. Trolligerweise, vielleicht war es der heilige Geist, sind sie alle aus dem selben Kapitel. Aus Jesaja 43. Sie liegen hier auf dem Boden. Ich lese sie gleich noch vor. Und dann dürft ihr euch in Gruppen zusammentun und je eins dieser Worte miteinander angucken. Und von da aus mal in das Kapitel 43 von Jesaja hineintauchen. Und alles was ihr dabei findet, könnt ihr auf dieses große Blatt schreiben. Und hinterher fangen wir oben an bei Kapitel 43,1: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ Wir schauen, was ihr von da aus entdeckt habt.

Dann gehen wir weiter runter im Kapitel. „Denn siehe, ich will ein Neues schaffen. Jetzt wächst es auf. Merkt ihr es denn nicht?“ Auch von da aus, von der Mitte des Kapitels.

Und ganz am Ende des Kapitels gibt es noch ein Wort. „Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen. Und an deine Sünden werde ich nicht mehr gedenken.“

Also drei Worte. Ihr könnt euch jetzt raussuchen, welches Wort euch anspricht. Und womit ihr dann in die Kleingruppe gehen wollt. Nehmt euch das alles mit, samt Stiften. Und dann habt ihr Zeit in das Kapitel einzutauchen. Und euch von Gott leiten zu lassen.

Schlussgebet

Lieber Vater, da segne Du jetzt unser Forschen, unser Hören, unser Austauschen miteinander. Sei Du selber mit deinem Heiligen Geist in jeder der Gruppen. Lass aufleuchten, was Du für uns heute dran hast. Aber mach uns auch gespannt, wie es dann später weitergeht in unserem Leben. Wir wollen den Weg mit Dir gehen. Und dazu segne Du uns heute in diesen kurzen Stunden. Amen.

zur Jahreslosung 2024

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe 1. Korinther 16,14

Gedankensammlung und Audio zur neuen Jahreslosung

Das klingt so nach praktischer Arbeit: „Tut etwas, tut alles!“ aber im Urtext steht gar nichts vom Tun! Es heißt einfach: Alles von Euch, All das Eure geschehe in Liebe.

Nach Liebe sehnen wir uns und wollen sie auch irgendwie weitergeben. Aber oft ist dies Wort missverstanden und wie leicht missbraucht. Es kam vor, dass ein Vater seinen Sohn verprügeln wollte und zu ihm sagte, es geschehe aus Liebe, obwohl er ganz offensichtlich das Herz des Sohnes nicht verstehen konnte.

Wie wie möchte ich im Sinn dieser Losung in diesem Jahr lieben?

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Wären wir ohne Kirche besser dran?

In 15 Minuten ist keine volle Abhandlung über „die Kirche“ möglich.
Darum eine Mini-Skizze – Kirche ist

  1. Ein Gebäude, in das Christen Sonntags gehen können, davon gibt es Tausende
  2. Eine Organisation, zu der Christen gehören (können), davon gibt es auch reichlich und jede kann etliche Kirchengebäude haben. Manche nennen sich auch bloß xy-Gemeinde.
  3. Ein Begriff, den wir nicht so recht greifen können, denn davon gibt es nur eine Einzige. „Die Kirche Gottes oder die Kirche Jesu Christi“

Um das Gebäude kümmern wir uns jetzt nicht, denn unsere Frage richtet sich auf ein Gemisch aus Organisation und dem dahinter stehenden Begriff.

Im Alltag begegnet uns Kirche als Organisation meist in Form der Großkirchen, wir sprechen in Deutschland von der katholischen oder evangelischen Kirche. Und schon wird es noch komplizierter, denn es gibt weltweit nur eine römisch-katholische Kirche, aber allein in Deutschland ein rundes Dutzend evangelische Landeskirchen, die alle autark sind.

In der römischen Kirche kommen Organisation und Begriff einander sehr nahe, denn römisch-katholische Überzeugung und Lehre ist, dass es nur eine einzige Kirche geben kann, wobei laut oder leise geglaubt wird, dass diese mit der römisch-katholischen Kirche identisch ist, deren Haupt der Papst ist.

Und sehr oft habe ich den Eindruck, wenn von „Kirche“ geredet, oder über sie geschimpft wird, dass eben diese eine Kirche und ihr Papst gemeint wird.

Was aber ist das für ein ungreifbarer Begriff?

Darüber sind sich die verschiedenen Organisationen selbst nicht ganz einig.

Κυριακη, die griechische Wurzel unseres Wortes Kirche bedeutet die dem Herrn Gehörende, εκκλεσια, das waren die Herausgerufenen, die das Leben am Ort bestimmen konnten. Das hebräische Wort ist einfach Versammlung.

Und wer sind „WIR“?

Ehrlich gesagt, je länger ich damit arbeite, um so mehr tut die Frage mir weh. So als würden wir von der völlig falschen Seite herangehen. Als würden die Kinder im Spielzimmer Geschichten ausdenken, wie es wäre, wenn es die Eltern nicht gäbe. Eltern können auch völlig unmöglich sein, aber ich bin nun einmal von konkreten Eltern geboren, also muss ich meinen Weg suchen, damit umzugehen.

Was aber ist unsere Frage heute?

Zwei grundverschiedene Blickrichtungen stehen vor mir:

  • Wenn die Kirche so viel Mist gebaut hat und sich um die aktuellen Fragen so erbärmlich herumdrückt, wäre die Welt da nicht besser, wenn es diese Organisationen gar nicht gäbe?
  • Kann ich nicht an Gott glauben und Jesus nachfolgen ohne diesen ganzen Überbau von Kirche, einfach für mich allein? Wozu brauche ich andere Christen?

Da kommen jede Menge praktische Themen ins Spiel, an denen wir uns aber jetzt nicht aufhalten können.

Brauchen wir KIRCHE?

Gretchenfrage

„Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion?
Du bist ein herzlich guter Mann,
Allein ich glaub’, du hältst nicht viel davon.“

Würden wir heute sagen, wie hast du’s mit der Kirche?
Oder ist die eigentliche Frage, wie hast du es mit GOTT?

Persönliche Geschichte

Als ich die Bruderschaft kennen gelernt habe, war ich total fasziniert von diesem Leben und erzählte meinen Eltern davon, die erst mal völlig entgeistert reagierten, und in meinem Herzen ging etwas zu, das Wort Bruder wurde ein `no go´ für mich. Gott ja, Bruder nein. Fast neun Monate war ich völlig blockiert und wollte mit Gott gehen, aber nicht als Bruder, obwohl mein Herz eigentlich Bruder sein wollte. Schließlich hat Gott es mit mir doch geschafft, meine Barriere zu durchbrechen

Festgelegt und fertig?
Sind wir so gewöhnt, Gott auszuklammern, dass Er gar nicht zu uns durchkommen kann?

Postmoderne Kultur

Gott ist kein Thema, wir brauchen Ihn nicht, wir schaffen das auch ohne Gott. Brauchen wir Gott? Brauchen wir Kirche? Ist das die eigentliche Frage?

Über Kirche können wir diskutieren, die wissen ja selber nicht, wie sie sich über den Begriff einigen sollen.

Heinrich Faust hat nie ehrlich auf die Gretchenfrage geantwortet.
Sind wir bereit, die Frage nach Gott zu stellen?
Sind wir bereit, uns der Frage Gottes zu stellen?

In der Botschaft der jüdischen und christlichen Bibel ist von vornherein klar: der Handelnde ist Gott. Die ersten sieben Worte lassen mich nicht los: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“.

Und die erste Frage in der Bibel ist nicht die Frage von Menschen nach Gott, sondern Gott selbst fragt uns: „Mensch, wo bist du?“

Wenn wir von uns ausgehen und nach Gott fragen, kommen die vielen Religionen ins Spiel. Wie bei den vielen Kirch-Gebäuden und Kirchen-Organisationen – welche ist jetzt die Richtige?

Darf Gott mich fragen?

Wenn wir aber zulassen, dass Gott uns fragen darf, dann geht es nicht mehr um Religion oder Kirche, dann stehe ich selber dem gegenüber, der mich geschaffen hat, dem ich gehöre, ob ich will oder nicht.

Ich erlebe eine ungeheure Freiheit. Nichts zwingt mich, die Herrschaft Gottes anzuerkennen. Ich kann und darf mich hier auf Erden einrichten, wie es mir gefällt. Menschen können meine Freiheit einschränken – Gott tut es nicht!

Und trotzdem bin ich Sein Eigentum – Er wartet nur darauf, dass ich es anerkenne und sein möchte.

Und weil die Entscheidung für uns zu abstrakt sein könnte, hat Gott einen unvorstellbaren Weg beschritten: Er wurde selbst Mensch in Jesus, dem Messias.

Wir können über Jesus reden als großen Lehrer und wunderbaren Menschen, aber das genügt nicht. Jesus ist geboren, um uns mit Gott, dem Vater zu verbinden. Er wurde nicht verstanden, er hat „zu viel durcheinandergebracht“ in der Religion seiner Zeit. Darum wurde er umgebracht – aber Er ist auferstanden und lebt!

Ja, Jesus hat Seine Kirche oder Gemeinde selbst gebaut und auf Petrus, dem Felsen gegründet. Das ist Die Kirche – nicht mehr als Begriff, sondern als lebendige Realität, wenn auch als Ganzes unsichtbar für uns Menschen.

Kirche als der Ort, wo wir Gott begegnen und zu Ihm gehören können.

Kirche als Gemeinschaft derer, die sich von Gott ansprechen lassen, ist etwas anderes als eine Religionsgemeinschaft, die über Gott nachdenkt. Miteinander leben und leiden wir.

Die Organisation mit ihren Schwächen und Schäden könnte vielleicht wegfallen, aber die Gemeinschaft derer, die Gott suchen, die brauchen wir. Denn dann muss keiner alles können und keiner ist nutzlos. Der jüdische und christliche Weg durchs Leben ist ein Weg in Gemeinschaft und gegenseitiger Verbundenheit und sollte so sein wie in einer gesunden Familie, die sich nicht nur gelegentlich begegnet.

Zur Organisation einer bestimmten Kirche kann ich durch Taufe und Eintritt gehören, zur Kirche Gottes gehöre ich, wenn ich das neue Leben von Gott selbst annehme und lerne, Jesus nachzufolgen. Damit gehöre ich dann auch zur Gemeinschaft all derer, die den selben Weg gehen wollen.

Und weil das zwei so völlig verschiedene Welten sind, die Kirche und die andern, darum bedeutet der Eintritt in die Kirche Gottes durch Jesus Christus eine neue Geburt. Es bedeutet eine völlige Umkehr unseres Denkens, wenn wir anerkennen, dass nicht wir zuerst nach Gott gefragt haben, sondern Er nach uns.

In der Physik gibt es die verschiedenen Systeme oder Denkräume. Was hier auf der Erde nach den Newton’schen Gesetzen funktioniert, lässt sich nicht eins zu eins auf die Dimensionen des Weltalls übertragen. So funktioniert auch unser Denken über Gott zwar im Wohnzimmer, aber im realen Leben geht es um wirkliche Beziehung und Begegnung mit Ihm.

Erst wenn die Frage Gottes geklärt ist, stellt sich uns die Frage nach Kirche:

  • Will ich mir weiterhin meine Gedanken über Gott machen,
    oder höre ich in mir die leise Frage Gottes: „Mensch, wo bist du?“
  • Möchte ich meine wissenschaftliche Karriere möglichst ungestört von Gott absolvieren?
  • Wage ich es, mit anderen Gemeinschaft zu haben, auch wenn sie „so anders sind“?

Erfülltes Leben – 10′ Impuls

Was ist erfülltes Leben? Da fällt mir ein, wie es in der Lutherbibel hieß: „Er starb alt und lebenssatt“. So heißt es von Abraham, Isaak und Hiob. Aber deren Leben war alles andere als einfach.

  • Abraham war lebenslang Migrant,
  • Isaak wurde vom eigenen Vater an den Rand des Todes geführt,
  • Hiob hat an einem Tag allen Besitz und alle Kinder verloren.

Unser Leben kann nur erfüllt sein, wenn es mit wahrem Leben gefüllt ist. Jesus sagte an zwei verschiedenen Stellen: Ich bin das Leben :

Ich bin der Weg,
die Wahrheit und das Leben.

Ich bin die Auferstehung
und das Leben.

Johannes 14,6 und 11,25

Jesus ist in Wahrheit das Leben in allem, was lebt. Egal, was ihr tun werdet – nur Jesus kann die Erfüllung sein.

Aber vergesst nicht: Jesus ist wie das Meer und euer Leben nur wie ein winziger Becher – als Einzelner könnt ihr nie die Fülle Jesu fassen! Alle anderen neben euch können genauso von Jesus erfüllt sein, wie ihr und doch sieht es bei ihnen anders aus.

Und Jesus ist nicht nur ein frommer Gedanke. Wie Jesus Mensch wird und sich die Hände schmutzig gemacht hat, so wird auch euch Sein Leben in euch dazu treiben, Mensch zu sein mit denen, die zu euch gehören.

Erfülltes Leben ist Leben mit und in Jesus mitten im Trubel des Alltags.

Wenn du mit Jesus im Alltag lebst, wirst du vieles nicht haben, aber dein Becher ist voll bis zum Rand, oder wie Psalm 23 es nennt „mein Becher läuft über“

Das ist kein theoretischer Becher, hier geht es nicht um schöne geistliche Erfahrungen sondern um handfeste Lebensarbeit. Denn zur Nachfolge Jesu gehört die Bereitschaft, Schwierigkeiten nicht aus dem Weg zu gehen, sondern sie mutig anzupacken.

“Armut und Reichtum gib mir bitte nicht!
Lass mich das Brot, das ich brauche, genießen”

Sprüche 30, 8, NeÜ

Das heißt auch, das trockene Brot zu genießen anstatt der Marmelade nachzuweinen, die nicht drauf ist.

Wann sind wir glücklicher, wenn wir abends bei einer Party eine gute Zeit haben oder wenn es uns nach langem Training endlich gelungen ist, einen hohen Berg zu bezwingen?

Glücksmomente sind immer relativ kurz, aber sie haben zu tun mit dem, was wir für sie investieren. Und wie lange hält die Erfüllung/Beglückung an? Paulus schreibt nicht umsonst an seine Schüler Timotheus:

“Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu welchem du berufen bist und worüber du das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen abgelegt hast.”

1. Timotheus 6, 12, Schlachter
Du bist ein Gott, der mich sieht

zur Jahreslosung 2023

Du bist ein Gott, der mich sieht 1. Mose 16,13

Beim Jahresabschluss in der Mutterhauskapelle auf Kanaan wurde ich gebeten, einen Impuls zur Jahreslosung für 2023 zu geben. Der Text entstand in der Vorbereitung, die eigentliche Aufnahme ist am Schluss.

Ein junge Frau, allein und ohne Job, ohne Heim und auf der Flucht, schwanger und in der Wüste.

Wie kam es dazu?

Sie war die Magd bei einem Ehepaar, das schon lange mit unerfülltem Kinderwunsch lebte. Irgendwann kam die Herrin auf eine Idee – Leihmutterschaft oder Kind auf Bestellung zur Adoption. Irgendwie muss es doch klappen mit einer Familie. So wurde die Magd schwanger von ihrem Herrn, aber ihr Kind sollte als das der Herrin gelten.

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Glauben an Gott oder an Geglaubtes

Glauben gehört zu den Fundamenten des Lebens. Ohne Glauben würden wir verrückt von Sorgen und Ängsten. Wir müssen glauben, dass die Dinge sich so verhalten, wie wir es erwarten, dass der Boden unter unseren Füßen uns trägt und nicht plötzlich nachgibt. Ohne diesen Glauben im Alltag wäre jeder Schritt im Leben eine Qual und voller Gefahr. Wir glauben an die Beständigkeit der Dinge und Vorgänge, die uns umgeben.

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Unlearning 0.2

Ich habe versprochen, immer wieder auf das Thema Unlearning zurück zu kommen. Eine ganz grundlegende Änderung unseres Glaubens hängt mit unserem Verständnis von der Schöpfung zusammen.

Dass die Welt nicht von allein so ist, wie sie ist, das ist für gläubige Menschen eine zentrale Erkenntnis. Sie, das heißt, wir glauben, dass ein Gott alles erschaffen hat. Dieser Gott muss also irgendwie außerhalb dieses Universums sein, größer und so beschaffen – nein, das klingt ja, als wäre Er selbst geschaffen …

Gott ist anders, aber wie!?

Paulus schreibt im Römerbrief: “Denn was Menschen von Gott wissen können, ist ihnen bekannt, er selbst hat es ihnen vor Augen gestellt. Denn seine unsichtbare Wirklichkeit, seine ewige Macht und sein göttliches Wesen sind seit Erschaffung der Welt in seinen Werken zu erkennen. …” (Röm 1,19-20, NeÜ)

Was wir von Gott wissen, hat zweierlei Ursprung:

  1. Wir sehen an der Schöpfung, wie Gott ist, und in welcher Weise Er handelt.
  2. Gott lässt uns etwas über sich erkennen durch direkte Offenbarung, die wir dann anderen weitergeben.

Wir können Gott nicht direkt ‘wissenschaftlich’ untersuchen – wohl aber, was Er gemacht hat, die Schöpfung, in ihrer Vielfalt.

Wir können auch Offenbarung nicht wissenschaftlich beurteilen, weil in ihr etwas aus einer höheren Dimension zu uns kommt. Aber wir können rückfragen und diesen lebendigen Gott bitten, uns mehr zu erklären.

Wir brauchen also sorgfältige Wissenschaft und vertrauensvollen, direkten Kontakt zu Gott.

Missachten wir das eine oder das andere, dann kommen wir ins Schleudern. Beides aber wächst über die Länge der Zeit immer mehr an. Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten exponentiell, die Beziehung im Leben des Einzelnen eher still und stetig.

Geschichte des Schöpfungsglaubens

Durch viele Jahrhunderte erschien uns die Schöpfung überaus statisch. Geschaffen und einem gewissen Verfall preisgegeben. Wir sahen, wie Berge und Felsen verwittern und Flüsse sich tiefer in die Erde eingraben. Und es hat lange gedauert, bis wir wahrgenommen haben, dass Berge auch wachsen und Kontinente sich bewegen – etwa so schnell, wie unsere Fingernägel wachsen.

Mit der Zeit haben wir auch entdeckt, dass am Boden von Seen jährliche Ablagerungen über tausende von Jahren wachsen oder das Eis auf Grönland und in der Antarktis ebenfalls solche Jahresschichten hat. Noch vor 100-200 Jahren hatten wir als gesamte Menschheit keine Ahnung davon. Darum konnten wir uns eine Schöpfung in sechs irdischen Tagen irgendwie vorstellen. Heute ist es sehr schwer, diese Vorstellung aufrecht zu erhalten.

Aber was bedeutet das für unsere Erkenntnis Gottes?

Viele Jahre haben sich entschieden gläubige Christen gegen die Idee einer langsamen Entwicklung der Schöpfung gewehrt. Es sah so aus, als würde dadurch Gott überflüssig und der Glaube an Ihn historisch überholt.

Nun kommt uns immer mehr ins Bewusstsein, dass wir hier noch einmal besser auf Paulus hören sollten. Genau daran können und sollen wir das Wesen Gottes erkennen. Es geht nicht darum, Ihn in Frage zu stellen, sondern Sein Handeln und Seine Absichten tiefer zu verstehen.

Und hier gilt die Warnung, dass wir uns nicht von vorläufigem Wissen die Augen verdrehen lassen. Es ist sehr schwer, einmal Erkanntes liegen zu lassen, um uns ganz neu der Wirklichkeit zuwenden zu können. Vor allem, wenn damit auch Gedanken über den christlichen Bereich ins Wanken kommen können. Doch darüber später mehr.