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Wachstum und Krisen

Ein Blick in die Natur zeigt: Alles ist auf Wachstum angelegt. Sobald die Rahmenbedingungen gegeben sind, fängt es an zu wachsen. Deutlich sichtbar am Rand eines Gletschers. Wenn das Eis zurückgeht, zeigt sich blanker Fels. Es sammelt sich Staub und erstes Leben bricht auf. Das hält mehr Staub fest und größere Pflanzen können gedeihen. Ein paar Dutzend Meter oberhalb ist der Bergwald.

Natur ist Lateinisch und heißt: es wird geboren. Sobald die Bedingungen stimmen, kann Leben neues Leben gebären, und tut es auch.

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Der Umbruch hat erst begonnen

Dies Podcast-Thema sprach mich an, auch wenn es darin nicht um den Umbruch ging, an den ich dachte. Trotzdem gilt diese Überschrift auch für mich.

Umbruch – Krise – Buße

Christen kennen das Wort Buße als einen Grundbegriffe ihres Glaubens. Aber welchen Klang hat dies Wort? Der Klang macht ja mindestens 35% des Inhalts aus. Höhere Bedeutung kommt der Person zu, die das Wort sagt.

Transformation, Wandlung, Veränderung, Wachstum – es geht um ein Davor, ein Danach, und ein Ziel.

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Die Bibel — Schöpfungsbericht(e)

Fängt die Bibel nicht wunderbar klar an? Eins, zwei, drei — klarer geht es kaum. Da weiß man doch gleich, wo man dran ist. Eine Woche und alles ist fertig. Und Gott schaut sich alles an und findet es sehr gut.

Also kann ER sich jetzt ausruhen. Kapitel 1 und der Anfang von Kapitel 2. Sieben klar begrenzte Abschnitte, kurz und übersichtlich, wie für ein Lehrbuch geschrieben.

Und dann kommt eine neue Überschrift: „Stammbaum von Himmel und Erde“. Das wird noch manchmal in der Torah auftauchen: „Stammbaum von … “. Und damit fängt jedesmal eine neue Epoche an.

Und nun ist alles überhaupt nicht mehr so klar. Bis dahin handelte Gott souverän und jetzt heißt es, dass noch keine Gewächse auf dem Feld waren, weil Gott es noch nicht hatte regnen lassen *und* weil kein Mensch da war, um das Land zu bebauen.

Die ganze, nun folgende Geschichte hat etwas Märchenhaftes an sich. Das sieht ganz und gar nicht aus nach der Arbeit einer Woche und fertig. Und vor allem: Hier ist der Handelnde nicht mehr Gott allein, sondern ER gibt dem Menschen Aufgaben und Anweisungen.

Hier ist Beziehung wichtiger als Ereignisse, wichtiger als Dinge und Wesen, die dabei entstehen. Und diese Beziehung schenkt Gott dem Menschen noch ausdrücklich in der Zweigeschlechtlichkeit als Mann und „Männin“ — das Hebräische setzt die beiden gleichwertig nebeneinander: isch und ischah.

Wir dürfen also nicht stehen bleiben bei dem systematischen Ablauf der ersten Tage. Die Schöpfung ist vielschichtiger! Es geht nicht allein um Fakten, sondern um Beziehung und Gegenüber.  Von der ersten Seite an stellt die Bibel uns in die Spannung zwischen dem, was naturwissenschaftlich erforscht werden kann, und dem, was nur in gelebter Beziehung erfahrbar ist.

Leben nach der Bibel oder in der Bibel

Ein eigenartiger Gedanke: Lesen wir die Bibel nicht weithin so, als wäre sie vor fast 2000 Jahren abgeschlossen worden und wir hätten ihr nun einfach zu folgen? Der Schöpfungsbericht erzählt, was GOTT vor langer Zeit getan hat. Und wir leben nun „nach der Erschaffung“. Aber das wirkt dann leicht so, als sei Gott längst fertig mit Seinem Werk – so könnte es ja auch im Text von Genesis 1 klingen.

Auch die Evangelien erzählen, was vor langer Zeit zum Abschluss gekommen ist. Und wir versuchen, damit irgendwie zurecht zu kommen. Die Bibel ist fertig. Alles, was gesagt werden muss, ist in der Bibel schon gesagt. Wir müssen nun sehen, wie wir selbst damit leben können.

Irgendwie gehört die Bibel damit sehr stark zur Vergangenheit und Gott selbst scheint dann ganz weit weg. Gott als ‘primus motor’ – der erste Beweger, der sich dann aus dem Geschehen zurückzog?

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Erschaffen im Bilde Gottes

Sechster Schöpfungstag: Gott schafft die Tiere der Erde, jedes „nach seiner Art“ und das ist gut so. Aber dann kommt ein neuer Gedanke und eine neue Ausdrucksweise. Gott hat einen Wunsch und spricht zu sich selbst, ER möchte etwas schaffen, das über alles vorige hinausgeht. Menschen, „nach dem Bilde Gottes“ – eben nicht wie die Tiere nach ihrer eigenen Art. Nicht nur ein Ausdruck der Kreativität Gottes, sondern eine Art Selbstportrait.

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Lockdown oder Lockerung

„Wir wollen …“ – ja, wer will was?

Die Einen wollen Sicherheit aus Angst vor dem Corona-Virus.

Die Andern wollen Wirtschaft und Gesellschaft am Leben erhalten, weil ein längerer Lockdown noch schlimmere Folgen haben könnte.

Und die Politiker wollen es einer Mehrheit recht machen, die sie einmal wieder wählen soll. So folgten sie dem Volksempfinden, das von selbst in die Isolation ging.

Und wenn das alles gar nicht vereinbar ist, weil das Virus eine Eigendynamik hat, die wir Menschen nicht in den Griff bekommen können?

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Meinungsdreieck

Durch einen Artikel in FAZ+ wurde ich aufmerksam auf die verschiedenen Positionen, die wir der Corona-Krise gegenüber einnehmen können.

Da ist die Stimmung im Volk, die schon Anfang März auf Begegnung und Kontakte verzichten ließ. Sie hat die Politiker dazu gebracht, den Lockdown anzuordnen. Hier regierte das egozentrische Gefühl für das eigene Wohlergehen: Ich will, was mir gut tut oder was ich dafür halte.

Die Stimme der Wissenschaft versucht Fakten zu sammeln, zu verstehen und sachlich auf die Lage zu reagieren. Sie hat nur begrenztes Wissen, das allerdings stetig wächst.

Die beiden können in Streit miteinander geraten, sobald die Angst im Volk in Besorgnis übergeht, wegen der massiven Einschränkungen. Emotionen stehen dann gegen Fakten, weil sie offensichtlich Gegenteiliges anstellen. Offensichtlich kann die Angst vor einem unsichtbaren Feind sich nicht sehr lange halten, wenn nicht immer neue Schreckens-Meldungen sie wieder anheizen.

Dann möchte man gern die Feuerwehr abschaffen würde, die den Haushalt belastet, weil es ja doch nie brannte.

Ich sehe eine dritte Position, die etwas einbezieht, das so unsichtbar ist wie das Virus und noch weniger wissenschaftlich messbar: Gott!

Für viele ist ER zum Fremdwort geworden, doch bietet uns nur Gott einen sicheren Halt, weil ER völlig und allein außerhalb unseres Systems ist.

Wenn Wissenschaft unter Gottes Augen geschieht, in dem Bewusstsein, dass wir nur feststellen können, was ER schon weiß und zugelassen oder gar veranlasst hat, dann verleiht dies eine Ruhe trotz aller Unsicherheiten und allem unvollständigen Wissen.

Wenn wir unsere Gefühle der Angst und der Bedrängnis zu Gott bringen können, in dem Wissen, dass dieses Leben nur Durchgang und Vorstufe ist, können wir geborgen sein, weil der Tod dann nicht mehr die letzte Instanz darstellt.

Und dann könnten wir miteinander vor IHN treten und Seine Wahrheit suchen, und könnten doch der Ungewissheit standhalten, weil unser Halt bei IHM dafür ausreicht.