Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe 1. Korinther 16,14
Gedankensammlung und Audio zur neuen Jahreslosung
Das klingt so nach praktischer Arbeit: „Tut etwas, tut alles!“ aber im Urtext steht gar nichts vom Tun! Es heißt einfach: Alles von Euch, All das Eure geschehe in Liebe.
Nach Liebe sehnen wir uns und wollen sie auch irgendwie weitergeben. Aber oft ist dies Wort missverstanden und wie leicht missbraucht. Es kam vor, dass ein Vater seinen Sohn verprügeln wollte und zu ihm sagte, es geschehe aus Liebe, obwohl er ganz offensichtlich das Herz des Sohnes nicht verstehen konnte.
Wie wie möchte ich im Sinn dieser Losung in diesem Jahr lieben?
Eine Übung im Erkennen
Was wäre, wenn wir einmal den Menschen, den wir lieben wollen oder sollen, ganz tief anblicken würden? Wenn wir ein tiefes Verstehen suchten mit der Frage: Was steht hinter dem, was ich normalerweise sehe?
Dazu müsste ich mein eigenes Herz völlig auftun und aus meiner Tiefe, die Tiefe im Nächsten zu erkennen suchen. Nur soweit ich bereit bin, mich erkennen zu lassen, genauso weit wage ich mich bei meinem Nächsten vor.
Ich bringe auch meine eigene Verletzlichkeit mit der seinen in Berührung. Vielleicht geht es ihm oder ihr ganz anders, aber ich will das mit der gleichen Sensibilität wahrnehmen, die ich für mich erhoffe.
Liebe, wenn sie echt ist, kann nicht aus der Ferne bestimmen, was für den Nächsten gut ist, sie muss es von ihm/ihr selbst erfahren. Denn Liebe kann nicht über den Nächsten herrschen. So wenig sie beherrscht werden möchte.
Sehen wir, wie sehr wir einander oft auf Distanz halten?
Unser Versuch zu lieben kann ins Leere gehen, dass wir einander nicht finden können. Auch das geschehe in Liebe. Zulassen, dass die Liebe ihr Ziel nicht erreicht.
Wäre das nicht ein ganz klein wenig, wie wir die Liebe Gottes erfahren, der auf uns immer noch einmal wartet und hofft und nicht aufgibt?
Wie würde die Welt aussehen, wenn wir täglich mehr auf diesen Weg der Liebe treten werden. Und dabei genügt es, wenn wir, jeder/jede genau unsere Nächsten so lieben, das ist Aufgabe genug!
Vielleicht war gerade dies im Herzen Gottes, als er sagte: „Es taugt nichts, wenn der Mensch bloß allein für sich ist, Ich will ihm den Nächsten zum Gegenüber machen, das ihm hilft.“ Hilft, wozu? Na, zum Lieben – allein geht das nicht.
„So entsteht das Paradox, dass selbstlose Liebe nur in einer ebenso erwiderten Liebe ganz zur Ruhe kommen kann. Denn sie weiß, dass wahrer Friede nur in selbstloser Liebe zu finden ist. … bereit, sich selbstlos lieben zu lassen.“
Thomas Merton in „Keiner ist eine Insel
Geben wir die Hoffnung nicht auf, dass die Liebe ihr Ziel erreichen kann, das Herz meines Nächsten, nicht nur die Oberfläche. Ganz vieles zwischen uns Menschen kann Gott nicht ohne uns tun, denn Liebe ist greifbar auch körperlich, nicht nur im Geist und in der Seele. Wenn Gott uns allein lieben könnte, hätte Er uns nicht das Gebot der Liebe zu geben brauchen.
Persönliche Erfahrung
Ich bekenne: Seit mir diese Übung innerlich gezeigt wurde, erlebe ich, wie wenig natürlich sie ist. Wie sehr bin und bleibe ich in mir gefangen und würde den Nächsten viel lieber nach meinen Vorstellungen umformen, als ihn zu lieben, wie er ist.
Wieviele Verletzungen waren nötig um mein Herz zu verschließen?
Da ist diese undurchdringliche Schale, die das innere Leben von der Welt der Begegnungen trennt.
Ich habe auch erfahren, wie schmerzhaft es sein kann, sein Herz so weit zu öffnen. Die übliche Distanz ist auch ein Schutz gegen Schmerzen.
Aber ich möchte im neuen Jahr diese Losung beherzigen: All das Eure geschehe in Liebe.
Alles von Gott geschieht in Liebe
und darum heißt es: Gott ist Liebe!
Gott selbst hat nicht nur per Distanz geliebt, darum wurde Er Mensch, um uns verstehen zu lernen!
Jesus musste den Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde; Hebräer 2,17+18
Jesus ist Hoherpriester, der unsere Schwachheit kennt, versucht wie wir, doch ohne Sünde; Hebräer 4,15
Jesus hat Gehorsam gelernt an dem, was Er litt Hebräer 5,8
Treten wir neu zur Krippe und erbitten uns diese Liebe mit einem Lied, in dem Mutter Basilea Schlink schon 1961 sich ganz unreflektiert und kindlich dieser Liebe des Jesuskindes öffnete:
1. Kindlein, schönste Liebessonne,
strahlst im Kripplein uns zur Wonne,
Liebe Du uns heut bescherst.
Dein Herz ist allein geladen
nur mit lauter Liebesgnaden,
die Du bringen willst der Welt.
2. Jesulein, Dein Herz mir schenke,
in dies Herz ich mich versenke
wie ein Fischlein in das Meer,
bis ich werde liebetrunken,
ganz in Deine Lieb versunken,
selbst ein Bild von Deiner Lieb.
3. Jesulein, was Dir zu eigen
– also will Dein Wort uns zeigen – ,
das gehöret nun auch mir.
Nichts kannst Du mir vorenthalten,
Du willst nur für mich verwalten,
dass ich erbe, was ist Dein.
4. Anbetend ich Dich ansehe
und an Deiner Krippe stehe,
da Dein Herz schlägt, das nur Lieb:
Dies Herz ich anbetend preise,
möcht es stehlen heimlich, leise,
dass es mein Herz werd fortan.
5. Jesulein, Du wirst bedenken
Deine Braut und wirst ihr schenken
Dein Herz voller Güt und Lieb.
Bin ich Dir doch angetrauet,
dass bei Deiner Braut man schauet
Deine Züge, Deine Lieb.
M.Basilea Schlink (16.12.1961), aus Freudenquell Jesu Nr 34
Nach dem Lied greift Schwester Passionata die Kerngedanken noch einmal kurz auf.
Letzte Änderung: 5. Januar 2024