Ingrid Riedel (Die innere Freiheit des Alterns, S. 151ff) stellt sie der Anamnese der Leiden gegenüber, die am Anfang einer therapeutischen Begleitung steht. Diese ist gut und nötig, aber jene würde den Blick weiten.
Dankbarkeit nicht nur für das, was ich von außen empfangen habe, sondern gerade auch für das, was ich – vielleicht trotz aller Schwierigkeiten – in meinem Leben verwirklichen konnte.
Empfangen oder Geben?
Irgendwie berührt es mich als etwas Neues. „Vielen Dank“ – auch für das, was ich tun darf.
Da mag mir jemand danken für eine Hilfe, die ich leisten konnte. Und gleichzeitig will ich dafür danken, dass ich helfen konnte und durfte.
Auch das ist ein Aspekt der Demut, dass ich danke für das eigene Tun.
Mein Leben ist ja nicht allein dazu da, …
Nein, umgekehrt! – Ich darf empfangen und geben, leiden und wirken, weinen und jubeln – und alles ist Geschenk, für das ich dankbar sein kann.
Ich bin Gott gegenüber mit kleiner Kraft, aber nicht unbedeutend. Denn meine Bedeutung liegt darin, von Ihm geliebt zu sein. Was ich kann, soll ich auch umsetzen, was ich nicht kann, das kann vielleicht ein anderer, oder Gott selbst will es hinzufügen.
In meinem Leiden und in meinem Mangel liegt die Gelegenheit für jemand anderes, tätig zu sein. Aber daneben, darunter, dahinter habe auch ich Gelegenheit, einen Beitrag zu geben. Und sei es nur ein liebender Blick – trotz allem. Und vielleicht ist es ja sogar die Liebes-Energie des Herzens, die keinen sichtbaren Weg nach außen findet, die trotz allem ihr Ziel erreicht und gut tut.
Dankbarkeit auch dafür, dass ich von innen heraus, durch gute Gedanken, wohltun kann.
Letzte Änderung: 20. Mai 2022