Weihnachten im Lockdown

Von Woche zu Woche tasten wir uns vor: Was ist möglich? Was ist gut und angemessen? Wodurch würden wir uns und andere gefährden? Ich bin froh, dass ich die großen Entscheidungen nicht zu treffen habe!
Was hat nun größeres Gewicht, die Vermeidung von Infektionen oder der gesamtwirtschaftliche Schaden? Und was ist für die Betroffenen und die besonders Gefährdeten wichtiger, Schutz und Hilfe für den Leib oder Beistand und Begleitung für Herz und Seele auf einer ganz schweren Wegstrecke?

Was bedeutet in dieser Situation Weihnachten?


Können und wollen wir feiern wie immer?

Lohnt sich dafür das erhöhte Risiko?

Was bringen größere Einschränkungen
in den Wochen davor?

Bethlehemgrotte auf Kanaan

Weihnachten fällt nicht aus!

Es darf nicht ausfallen! – Und doch muss vieles wegfallen am Ende dieses Jahres voller Erschütterung. Es ist verständlich, dass wir uns nach einer Corona-freien Zeit sehnen. Doch eine Zeit „nach Corona“ – das wird immer klarer – wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben.

Aber es gibt auch keine Zeit nach Weihnachten, als wäre es nie gewesen. Weihnachten gehört zu uns, denn die Geburt des Kindes, in dem Gott selbst Mensch wurde, hat eine neue Zeit eingeläutet. Gott hat im Buch seiner Geschichte eine neue Seite aufgeschlagen, ein neues Kapitel angefangen, an dem ER auch heute noch weiter schreibt.

Kein einzelnes Wort – Menschwerdung, Inkarnation, Gottesgeburt – kann beschreiben, was ein Herz nur in der Stille und im Staunen aufnehmen kann: GOTT, der alles umfasst, was ER selbst geschaffen hat, wird Teil dieser Schöpfung! Ein Mensch, ein Kind wird geboren, in dem Gott selbst gegenwärtig ist.

Zu Recht waren an Heilig Abend die Kirchen stets gedrängt voll. Es zog viele in die Weihnachts-Gottesdienste – auch wenn sie sonst nur selten in eine Kirche kommen. Doch wo können sie in diesem Jahr hingehen? Fällt für sie Weihnachten doch aus?

Ein persönlicher Weihnachts-Gottesdienst zuhause

Ein Angebot der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Darmstadt hat mein Herz erreicht. Ein Leporello mit einer Anleitung für einen Weihnachts-Gottesdienst zuhause, mit hilfreichen Texten (Die Weihnachtsgeschichte, Gebeteund Verweisen zu Liedern im Internet, möchte einladen, Weihnachten zuhause selbst zu feiern. Natürlich ist es viel schöner, wenn andere dabei sind. Ich weiß, was es bedeutet, für mich allein zu sein, wenn das Herz sich nach Gemeinschaft sehnt. Aber ich hoffe und bete, dass diese Anregung viele Wohnzimmer zu Stall und Herberge werden lassen, in denen das Wunder von Weihnachten noch einmal ganz neu geschehen kann: Gott selbst kommt und wird in Herzen geboren, die voll Trauer und Sorgen ausschauen nach Trost und Hilfe.

Wer hilft mit, diese Anregung in seiner Nachbarschaft und bei seinen Freunden bekannt zu machen? Social Distancing muss nicht heißen, dass wir uns in den eigenen vier Wänden verstecken. Auch aus drei Meter Abstand kann so ein Gedanke weitergegeben werden. Es gibt verschiedene Angebote im Internet für solche Gottesdienste zuhause und ich wünsche sehr, dass viele Menschen dies entdecken, die auf der Suche nach einer Weihnachts-Herberge sind.

Unterwegs aus dem Dunkel der Erde zum himmlischen Licht


Am Abend des Ewigkeitssonntags feierten wir in unsrer Kapelle auf Kanaan ein Himmelsfest unter Pandemie-Bedingungen, bei dem in Worten und Liedern aufklang, was Jesus für uns bereitet hat. Die einfache Dekoration hatte eine Botschaft, die auch zu diesem besonderen Weihnachten passt. Der Weg fängt ganz unten an und ist erst einmal dunkel und vielerlei Kreuze sind darauf zu finden, Hindernisse, die uns abhalten wollen, die Stufen hinaufsteigen. Aber wenn wir das Tor erreichen und hindurchgehen, verwandelt sich der dunkle Weg in eine Straße des Lichtes und die Kronen lassen etwas davon ahnen, was auf uns wartet.

Mögen doch viele Weihnachts-Hausgottesdienste zu solch einem Tor werden! Ganz besonders dadurch, dass man nach diesem Gottesdienst nicht wieder hinausgehen muss in die alte Welt, nun findet Weihnachten zuhause statt, auch wenn es für viele in der Kirche auszufallen scheint.

Vieles ist anders in diesem Jahr, aber ist das nicht auch eine Chance? Nur auf neuen Wegen kommen wir anderswohin als bisher. An Weihnachten im Jahr der Geburt von Jesus Christus hat etwas völlig Neues begonnen. Vielleicht schenkt uns Gott im Jahr der Pandemie bei einem drastisch eingeschränkten Weihnachtsfest auch etwas ganz Neues? Als Schöpfer aller Dinge dürfen wir Großes von IHM erwarten und wir hoffen, dass es bald geschieht!


Ein Startpunkt für die Suche nach Onlineangeboten könnte z.B. die Seite Weihnachten-2020-in-Darmstadt sein.

Letzte Änderung: 19. Dezember 2021