Dass in absehbarer Zukunft etwas geschehen würde, was unsere Welt drastisch verändern würde, hatte ich erwartet. Und dass dies als Katastrophe bezeichnet werden könnte war mir auch klar. Aber darunter verstand ich bisher eher ein gewaltiges Naturereignis, Bürgerkrieg, feindliche Übernahme oder ähnliches.
Irgendwie hatte ich erwartet, dass es politisch beginnen würde, so wie der zweite Weltkrieg durch einen Wahnsinnigen angezettelt wurde. Aber dass ein kleiner Virus unsere komplizierten Systeme erschüttern würde — unsichtbar und nicht berechenbar …
Wissen wir Menschen überhaupt, worauf es jetzt ankommen würde? Welche Ziele haben jetzt Priorität und welche haben ihre Bedeutung völlig verloren?
Nach welchen Kriterien können wir heute entscheiden? Wo liegt heute der Rückhalt für unser Handeln?
Es ist vielleicht nicht, wie das Wort entstanden sein mag, aber es legt sich mir nahe, dass Religion auch eine Rückbindung darstellt, eben diesen Rückhalt bei etwas Höherem.
Ich weiß, dass da ganz leicht der Vorwurf kommt, wie setzten Gott ein, wo wir nicht weiter wissen, einfach als den großen Unbekannten, damit die Rechnung aufgeht. Aber ich sehe es genau umgekehrt: Wenn Gott ist und die Welt geschaffen hat, dann ist ER viel realer, konkreter und umfassender im Mittelpunkt allen Geschehens. Dann sind all unsere Versuche, ‚es zu schaffen‘, nette Spielchen, wenn wir nicht IHN total und vor allem anderen einbeziehen.
Aber darum habe ich auch keine einfache Antwort auf die Krise. Die Antwort hat nur ER! Und sie wird wahrscheinlich schmerzhafter sein, als wir gern möchten. Aber sie wird auch und allein helfen, mit der Lage fertig zu werden.
Letzte Änderung: 25. Mai 2020