Nahezu täglich unterbrechen Umfragen wie diese einen Artikel in den online-Zeitungen
Egal, welche Frage darüber steht, es ist in den seltensten Fällen eine wirklich digitale Frage. Ob die Bundesregierung eine gute Entscheidung getroffen habe, lässt sich beim besten Willen nicht mit Ja oder Nein ausdrücken.
Eigentlich sagt das Ergebnis der Umfrage nur etwas darüber aus, ob die Befragten sich dabei gut fühlen oder darüber ärgern.
Das ist zwar auch eine interessante Beobachtung, aber die Fragestellung hat nach meiner Sicht eine schädliche Wirkung.
Die Bundesregierung hat viel Zeit und Energie eingesetzt und viel darüber gesprochen, was in dieser Lage zu entscheiden sei. Auch wenn in der gegenwärtigen Corona-Krise alles sehr schnell geschehen musste oder doch geschehen ist.
Und nun soll ich mit Ja oder Nein darüber entscheiden, ob das richtig war. Da kann ich doch gar nicht genug wissen, um das zu beurteilen. Im Augenblick des Zeitung-Lesens kann ich nur aus dem Gefühl reagieren und das bezieht sich nur auf winzige Ausschnitte der Wirklichkeit.
Ich werde also durch diese Frage zu einer unverantwortlichen Oberflächlichkeit verleitet, die der Sache absolut nicht angemessen ist.
Es geht dabei um Stimmungen, nicht um konkrete Argumente. Leider sehe ich diese Oberflächlichkeit auch oft in den Kommentaren darunter. Wer profitiert davon, wenn heute im Internet ausgedrückt wird, was früher nur am Stammtisch geredet wurde? Natürlich sind auch wertvolle Kommentare dazwischen. Aber von produktivem Gespräch sind wir meiner Meinung nach weit entfernt.
Und das wirkt auf mich gefährlich, weil es von echtem Nachdenken und Mitdenken ablenkt. Darum beteilige ich mich nicht an solchen Gesprächen.
Doch wo findet echtes Gespräch und aufbauende Begegnung statt?
Wo kann ich selbst das anbieten und pflegen?
Letzte Änderung: 1. Mai 2020