Das Gesetz der Freiheit

Warum ist es für uns Menschen so schwierig Gottes Wege zu verstehen? Warum steht angesichts von Not, Leid und Tod  immer wieder die Warum-Frage in uns auf? Warum?

Wir wollen, dass es uns gut geht! Das ist unsere Frage bei der Begrüßung: „Wie geht’s?“ Verständlich und in Ordnung – aber ist das auch Gottes Anliegen? Oder besser gefragt: Was heißt es in Gottes Augen, wenn es uns gut geht?

Da stand plötzlich vor meinen Augen: „das Gesetz der Freiheit“ – das steht doch irgendwo im Neuen Testament? Ich war überrascht, dass es genau zweimal und nur bei Jakobus auftaucht. Auch Paulus schreibt sehr deutlich von der Freiheit, für die Gott uns freigemacht hat (Gal 5,1), aber vom *Gesetz der Freiheit* spricht nur der Jakobusbrief, den Martin Luther kaum für würdig hielt, in der Bibel zu stehen!

Mich bewegt seit vielen Jahren, wie sehr Gott uns in eine persönliche Freiheit gesetzt hat, ja dass es geradezu ein Prinzip der Freiheit zu geben scheint, in dem Gott uns gegenübersteht.
Aber nun sogar ein *Gesetz der Freiheit*!

Noch überraschter war ich über den Zusammenhang, in dem Jakobus davon schreibt: „Seid Täter dessen, was ihr hört. Wer genau hinschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit, der ist nicht nur wie einer, der sich kurz im Spiegel sieht, weggeht und sofort vergisst, wie er aussah.“ (Jakobus 1,22-25) Das Gesetz der Freiheit führt in die konkrete Tat!

„Redet und handelt wie jemand, der einst nach dem Gesetz der Freiheit beurteilt werden wird! Denn das Gericht wird unbarmherzig sein für den, der nicht (selbst) barmherzig handelte. Barmherzigkeit blickt triumphierend auf Gericht herab.“ (Jakobus 2,12-13)

Das Gesetz der Freiheit übersteigt alle unsere menschlichen Vorstellungen, denn es gilt in der Ewigkeit, es gehört dem Raum an, in dem Gott ist. Gott hat uns Menschen in die Freiheit geschaffen und hält sich selbst gebunden an die Freiheit, die ER uns schenkte!

Dies gilt – so erkenne ich immer deutlicher – in allen Dingen, die auf Erden geschehen. Gott greift nicht einfach nur ein, damit es uns so gut geht, wie wir es gerne hätten.

„Wie kann ein Gott der Liebe … zulassen?!“

Wir müssen anders fragen lernen: „Was bedeutet es für Gott, dass wir in solche Not und Schmerzen kommen? Was bedeutet es, dass ER auch darin unsere Freiheit achtet und uns nichts aufzwingt? Was mag darin Sein eigentliches Ziel  sein für uns?“

Gott sucht unsere Liebe – 5.Mose 6,4f „und du wirst lieben Gott, deinen HERRN“ mit allem, was du hast und bist! – Das ist die Mitte der Schöpfung Gottes und Ziel und Auftrag an Sein Volk. Es geht um Liebe, die in voller Freiheit handelt. Kein frommes Gefühl, nicht allein wunderbare Erkenntnis Gottes, sondern die Tat der Liebe aus freiem Entschluss.

Gesetz der Freiheit heißt: Was immer du tust, geschieht in freier Eigenverantwortung, kein Zwang liegt auf dir. Aber auf der anderen Seite ist Gott in Seiner Barmherzigkeit, der all dein Bemühen ansieht, und auch mit der Unvollkommenheiten fertig wird, die du selbst schmerzlich wahrnehmen musst.

Gerade weil Gott uns diese unglaubliche Freiheit schenkt, geschehen auf der Erde auch Dinge, die uns furchtbar wehtun können. – Wie weit Gott auch der Schöpfung selbst gewisse Freiheit gewährt, kann ich nur ahnen. So weiß ich nicht, ob ER die Viren selbst direkt erschaffen hat, oder ob sie „Abfallprodukte des Lebens“ sind.

Dass Gott jederzeit in kleinerem oder größerem Maß die gewährte Freiheit aussetzen *kann*, ist mir keine Frage. Wie selten und wie fein dosiert ER dies tut, kann ich nur ahnen.

Gott lässt uns also volle Freiheit, auf die Corona-Infektion zu reagieren. Doch glaube ich zutiefst, dass ER darin uns Menschen zu sich rufen will. Ob wir nun zu IHM kommen, steht in unserer freien Entscheidung. Die Frucht davon, das Ziel oder Ergebnis liegen allein in Gottes Hand.

So steht vor mir die Frage: Wie bete ich in dieser Krisenzeit?

Mein Herz schreit auf, dass Gott doch alles in Bewegung setzen möge, was im Rahmen dieses Gesetzes der Freiheit die Herzen bewegen kann, sich tiefer IHM zuzuwenden. Nicht allein mit der Bitte, dass es uns besser gehen möchte, sondern dass wir IHN und Sein Angebot der Freiheit besser wahrnehmen und danach handeln könnten, dass wir darin zur Liebe Gottes* kommen werden.


* Diese Liebe Gottes hat zwei Richtungen: Wir dürfen Seine Liebe zu uns erkennen und IHM mit unsrer Liebe darauf antworten.

Letzte Änderung: 6. Mai 2020