Es gibt immer wieder Zeiten, wo das Beten für mich allein einfach nicht in Gang kommen will. Doch manchmal schaffe ich es dann schreibend doch zum Gebet zu finden:
„Vater, ich weiß, Du verstehst, aber ich versteh mein Beten nicht.
Was ist das, oder was bedeutet das, dass ich ohne Hilfsmittel oder Partner so verstumme in wortloses Herzens“gebet“ – wenn es das denn ist?
Vater, da sind diese Worte: Herzensgebet – inneres Gebet, aber die klingen für mich so trocken, so technisch, wie eine Beschreibung von etwas, das nur in mir vorgehen würde. Sie sagen so wenig aus über die Beziehung zu Dir, die das ganze Lebenr darin sein muss.
Was erlebe ich denn?
Ein Bild ist da: Ich sitze auf Deinem Schoß und lehne mich fest an Dich, mein Kopf an Deinem Herzen. Nein, ich höre garnicht auf Deinen Herzschlag – es ist alles völlig still, aber ich bin bei Dir! Irgendwie bin ich zu müde zum Reden. Dir macht das garnichts aus. Ich spüre auch nicht, dass Du den Arm um mich legst. Ich spüre garnichts, aber ich bin da.
‚Ruhen im Geist‘ – das klingt mir auch zu weit weg … von Dir. Da sehe ich jemand auf dem Boden liegen und ruhen mit einem Lächeln auf dem Gesicht, aber er ist nicht da, wo ich mich weiß, wenn ich garnichts erlebe.
Vater, ich weiß heute nicht, was Du dazu sagst – es ist halt still. Und da könnte ich garnicht anfangen, Worte zu sagen – die würden nur stören. Vater, das klingt alles so garnicht nach Gebet – so zwecklos.
Vater, da lasse ich alles, restlos alles in Deinen Händen und rede Dir nicht dazwischen. Wenn ich keine Stimme habe, dann lass mich einfach Dein stummes Kind sein.“
„Mein Kind, du sagst Mir etwas sehr Kostbares, auch wenn du das kaum verstehen kannst. Ja, das ist Glauben, Mein liebes Kind, so habe Ich das geschaffen. Ich brauche nicht deine vielen Worte, Ich freue Mich, wenn du da bist. Ja, sei einfach da, wenn du so erschöpft bist. Probier garnicht zu reden, Ich bin da (schon mal gehört 😉 ?) und du bist auch da ‒ brauchen Wir mehr?
Sieh, Ich habe die Welt geschaffen und Jahrtausende ohne dich gewirkt. Ich kann das auch heute, du Kleines. Brauchen tu Ich dich nicht für die Weltregierung oder für Meine Schöpfung. Aber lieben tu Ich dich, wie du das noch garnicht begreifst oder ahnst. Ich freu Mich, wenn du so da bist, ganz da unten, wo du nichts kannst. Da unten in deiner Armut …“
[Es fällt mir immer etwas schwer, die Botschaft vom ‚Nichts Sein‘ anzunehmen. Das habe ich dem Vater gesagt und bekam weitere Antwort]
„Was Ich dir sagen wollte, ist, dass die Erwählung des Erstgeborenen auf einer anderen Ebene liegt, als dein Tun für Mich. In deinem Dasein bei Mir ‒ in Mir, in der Vereinigung mit Mir ‒ da ist gut sein. Das Andere kommt auch wieder.
Bei Mir hat Kämpfen und Ruhen beides seinen Platz. Du bist es doch garnicht selber, der kämpfen soll. Das machen Wir doch zusammen, oder? Und wenn du so kaputt bist, wie ihr das nennt, dann kannst du garnicht kämpfen, und dann will Ich das auch nicht. Und trotzdem bist Du nicht kaputt, o nein! Ich habe ein ganzes Kind in meinem Schoß und ein liebes noch dazu. Siehst du, so sieht es von Meiner Seite aus.
Aber ein bissle müssen wir noch reden über dein Zulassen. Warum versuchst du in so einer Lage krampfhaft, Leben aus deinem Herzen zu pumpen und krampfhaft irgendetwas zu tun? Kannst du dann nicht genauso abschalten wie Ich still bin? Ich rede ja nicht deshalb nicht, weil Ich nichts sagen möchte, sondern weil du so müde bist, dass du gar nichts verstehen würdest. Sei doch müde! Ich mag müde Kinder in meinem Schoß. Wenn du schläfst, guck Ich dich ganz liebend an und freu Mich drauf, wann du wieder reden kannst. Siehst du, so ist das auf Meinem Schoß.
Wenn du magst, dann höre Musik, die auf Mich zugeht, und wenn du einfach still sein willst, dann sei halt da. Lass dich fallen!“
[… wie wenn ich mich in die Arme eines geliebten Menschen fallen lasse und dort zur Ruhe komme. Beim Vater ist das möglich, auch ohne dass es körperlich zu spüren.]
„Ich bin stolz auf deinen Einsatz, aber übertu‘ dich nicht. Wenn deine Kraft aus ist, dann lass es auch gut sein.
Lerne, schwach zu sein und Grenzen zu haben. Ich kenne sie, du darfst sie noch annehmen. Gemeinsam gehen Wir den Weg und dann kommen Wir ans Ziel.“
[Ich stelle diesen älteren und sehr persönlichen Text hier her, weil ich ahne, dass manche Menschen diese Gebetsarmut kennen und vielleicht dadurch ermutigt werden, ihre Armut dem Vater zu nennen. Außerdem habe ich ihn gerade bei einem Dienst für Studenten vorgelesen und versprochen, ihn zugänglich zu machen.]
Letzte Änderung: 9. Dezember 2022