Die dreifache Gegenwart Gottes

Gott ist gegenwärtig, lasset uns anbeten
und in Ehrfurcht vor IHN treten.
Gott ist in der Mitten, alles in uns schweige
und sich innigst vor IHM beuge.
Wer IHN kennt, wer IHN nennt,
schlag die Augen nieder,
kommt, ergebt euch wieder.

Gerhard Tersteegen

Ja, Gott ist gegenwärtig – überall und zu aller Zeit. Nichts was lebt und ist, kann bestehen ohne IHN oder außer IHM. Es gibt kein Sein außer IHM, es gibt kein Leben außer IHM. Nichts, gar nichts, auch nicht das Allergeringste ist, es sei denn in IHM. Das ist die Allgegenwart Gottes, wie jener junge jüdische Zaddik sagte auf die Frage, wo Gott sei: “Wo ist er nicht?”

Und doch sprechen wir von der besonderen Gegenwart Gottes in einer Kirche oder bei einer besonderen Versammlung, sei es eine Gebetsgemeinschaft oder bei einer Verkündigung, eine Feier oder Anbetung. Offensichtlich gibt es eine Gegenwart Gottes, die spürbar ist, wahrnehmbar für unsere Sinne. Da erleben wir ein Berührtwerden von IHM, einen Anruf Gottes, der uns innen drin erreicht. Das kann auch geschehen beim Lesen oder Hören Seines Wortes, dass uns plötzlich etwas klar wird und wir wissen: Gott ist da! Gnadengegenwart, die uns von außen her berührt und segnet.

Sie kann sogar erlebt werden inmitten eines atheistischen Programms, auch in der Predigt eines Menschen, der die Wirklichkeit Gottes auf ein Minimum reduzierte, der mehr seine eigenen Gedanken bringt als das, was Gott geredet hat.

Dann aber gibt es jene Gegenwart Gottes, die für uns nie zu verstehen ist. Wirklich und real ist Gott gegenwärtig in uns selber. Ob ich es spüre und darüber juble, oder nicht, wie eben jetzt, da ich von Seiner Gegenwart nicht das geringste spüre, mich nur quäle mit den Worten, die ich schreibe, und die ich nur schreibe, weil ich nichts von IHM in mir erkenne.

„Gott, Du bist da! Es ist so, es ist Wahrheit. Du bist in mir und ich bin in Dir.

Mein Gott, wenn Du in mir bist, dann wird alles gut! Nichts kann geschehen, was nicht erst an Dir vorüber muß. Sei es die Not der Gemeinschaft, die so vieles offensichtlich ohne Deine Gegenwart zu tun vermag – doch Du bist auch in ihr, in jeder Einzelnen, in jedem Bruder. Gott, Du bist in uns. Nicht ich allein, aber auch nicht alleine sie. Wir alle tragen Dich in unseren Herzen als ein heiliges Geheimnis unsres Glaubens. So will ich wohl die Dunkelheit durchgehen und vertrauen, daß Du in uns neues Leben wirkst. O Gott reiß uns heraus aus unserer Zufriedenheit mit althergebrachten Formen und Regeln. Gib neues Leben, nicht allein im Irdischen, nein ganz in Deiner Gegenwart.“

Ich kann sie nicht beschreiben, diese Gegenwart Gottes in uns. Ich jage ihr nach, ich anerkenne sie als Gegebenheit und stelle mich im Herzen darauf ein. Doch was sie ist, und wie sie ist, kann ich in Worte nicht fassen.

„Herr fülle Du mich ganz mit DIR. Nichts sonst sei mir noch wichtig, das ist wahre Frömmigkeit, anzunehmen, was Du selbst uns schenkst in DIR.“

Letzte Änderung: 7. Oktober 2022