So lese ich eben im Frühdenker-Newsletter der F.A.Z. und erfahre, dass 65% der Befragten mit Nein antworten und nur 21% mit Ja.
Warum muss eigentlich die Regierung die Lage im Griff haben? Wie steht es mit uns selber?
Sicher muss eine Regierung alles tun, was in ihrer Macht steht, um eine Notlage zu beheben oder aufzufangen. Aber muss das nicht auch jeder Einzelne? Die Regierung steht hier für die Gesamtheit der Gesellschaft – und sie täte gut daran, wenn sie neben dem Wohl der ganzen Gesellschaft vor allem die besonders Benachteiligten im Blick hätte.
Umgekehrt steht der Einzelne in der Verantwortung, neben seinem eigenen Ergehen, den Blick für das Ganze offen zu halten. Auch für ihn gilt, dass er nicht nur für sich selbst lebt sondern auch für seinen Nächsten neben sich.
Sind wir bereit, unser Maß an Verantwortung zu übernehmen oder warten wir nur auf die Regierung?
Die selbe Frage stellt sich mir im Aufblick zu Gott. Wie viele Menschen sehen in Gott nur einen Aufpasser, der dafür zu sorgen hat, dass es ihnen gut geht, oder doch wenigstens nicht allzu schlecht?
Wir Menschen sind abhängig von anderen und können nicht allein für unser Wohlergehen sorgen. Aber erkennen wir auch genügend, wie viel wir dazu beitragen können und folglich auch müssen?
Und erkennen wir auch, dass es Situationen gibt, in denen der Standard des eigenen Wohlergehens wesentlich verringert werden muss?
Das biblische Gebot, denn Nächsten wie sich selbst zu lieben, bedeutet dann, dass wir nur gemeinsam durch eine Krise kommen werden.
Es ist oft überwältigend, wie viel Menschen bei einer Notlage bereit sind zu spenden. Und es geschieht bestimmt auch sehr viel mehr im Verborgenen. Aber leider klingt in meinen Ohren viel öfter der Schrei nach einem Eingreifen von oben – sei es nun ‘die Regierung’ oder sei es der Ruf nach Gottes Handeln.
Wie wäre es, wenn viel klarer aufgerufen würde zum gemeinsamen Handeln, zur Verantwortung und Solidarität. (Auch wenn das kein biblischer Begriff ist, drückt er doch einen wichtigen Aspekt der Nächstenliebe aus, wenn es dabei um den praktischen Einsatz in der Tat geht und nicht nur um Worte der Solidaritätsbekundungen.)
Hat die Regierung die Lage im Griff? Oder sollten wir fragen: Was ist mein/unser Beitrag, dass wir gemeinsam die Lage in den Griff bekommen?
Dann könnten wir auch zu Gott kommen und Ihn bitten, dass Er mit uns zusammen an der Bewältigung der Not arbeitet. Seine Zusage heißt: “Bei denen, die Ihn lieben, wirkt Er in allem zum Guten mit.” (Römer 8,28) Da ist ausdrücklich von Mitwirken die Rede, wie es auch an anderer Stelle klar heißt, dass wir Gottes Mitarbeiter sind (1.Kor 3,9; 2.Kor 1,24 + 6,1 u.a.). Eine Verheißung kostenlosen Wohlergehens finde ich nicht in der Bibel. Wohl aber die Zusage, dass Gott unsere Bemühungen segnen will und ihnen Frucht verspricht, die bleibt.
Letzte Änderung: 23. Oktober 2022