Das Wunder des Wachsens und Blühens

Mein Leben erblühe vor Dir, meinem Gott,
zuerst kommt die Knospe im Winter voll Not.
Man sieht noch nicht viel, was daraus werden soll,
durch Schnee und durch Kälte – sie fühlt sich nicht wohl!
Doch dann kommt der Frühling, die Wärme, das Licht,
da gehet sie auf, nun entfaltet sie sich.

O welche Schönheit! ganz rein sieht sie aus!
Kein Flecken, kein Falte, ein offenes Haus.
Dann fällt in sie einmal der Pollen hinein
da ist es vorbei mit dem leuchtenden Schein.
Das ist wie ein Stich, der die Schönheit zerstört,
das Bild reiner Jugend hat so bald aufgehört.
Die strahlenden Blätter der Blüte sind hin,
O weh, meine Schönheit! Was ist nun mein Sinn?

Doch ganz in der Tiefe vollzieht sich etwas,
das ich nicht begreife, ich spüre nur dass …
Da wächst nun und schwillt etwas an voller Kraft,
das Wetter des Sommers das Seine nun schafft.
Es ist wohl die Frucht, doch sie ist nicht zu sehn,
verhüllt von viel Blättern muss sie wohl entstehn.
Das ist eine Zeit voller Arbeit und Hast,
und der Baum, der mich trägt, biegt sich unter der Last.

Doch dann kommt, wenn es Zeit ist, der Herbst seiner Art,
die Tage sind kürzer, meine Kraft nimmt bald ab,
Doch im Welken der Blätter ist leuchtend zu sehn,
Jede Menge von Früchten, ganz reif bald und schön.

Sie werden geerntet, und der Baum kommt zur Ruh,
der kommende Winter deckt alles bald zu
mit der Schicht seiner Kälte, da alles erstirbt,
doch verborgen im Innern neue Knospen er birgt.

7.6.09

Letzte Änderung: 9. Oktober 2022